Noch immer Hochwasser. Um uns herum wurde evakuiert; verzweifelte Menschen versuchten, ihre Lage zu begreifen. Da waren wir mit unserer traurigen Erfahrung, was Kriegs- und Katastrophengebiete, Mangel, Gewalt, Verletzung und Tod angeht, schon im Vorteil. Auch wenn es sich als Betroffene doch wieder anders anfühlt. Wie lange reicht die Nahrung? Ist der technische Kontakt zur Außenwelt sicher? Bleiben Haus und Vorgarten geschützt? Ertragen die Huftiere das Notquartier? Halten unsere kranken Vierbeiner bis zur OP durch? Wird Witwer Maxi, unser Schafbock, in einem neuen Zuhause nochmal glücklich? 1000 Fragen, wenig Antworten.
Liebe Menschen bieten Hilfe an, doch noch ist ohne Amphibien-Fahrzeug kein Durchkommen… Nass ist ja hier alles, aber wenigstens stürzen keine Flutmassen auf uns nieder wie bei unserem August-Einsatz in Slowenien.
Inzwischen ist der Keller vollgelaufen. Mit Teichpumpe und Sauger rücken wir dem Wasser zuleibe. Als Nachbar vom Serengeti-Park muss man sich jetzt allein helfen, weil sich alles auf die Lebensrettung dort konzentriert. Steile Treppen zigmal rauf und runter. Unser Rücken protestiert, die Arme werden länger, das Geschleppe im Feuchten lässt jedes unserer alten, tapferen Gelenke quietschen. Wir sind so fertig – die Nerven liegen blank. Burckhard richtet einen Schlauch, dreht sich um und tritt ihn dabei wieder los. Alida macht ihn darauf aufmerksam und er meckert, dass er in dieser Situation nun wirklich nicht noch Hinweise braucht. Alida geht ab, der Schlauch kringelt sich vor Lachen, das Wasser bleibt, wo es ist. Kurz darauf nimmt der Mann seine Frau in den Arm und sagt: „Der Zustand ist’s, nicht ich.“ Klar doch! Nun pumpt der Schlauch wieder, aber der Keller ist ein dreckiger Pool und vieles darin auf ewig zerstört.
Die nervenstarke Seite von Burckhard hat eine Strecke entdeckt, durch die man nach 80 km einen sonst 8 km entfernten Ort mit einem Supermarkt erreicht. Immerhin ist damit das Nahrungsproblem gelöst! Und zumindest kann erstmal unsere SISSI operiert werden. Dafür fährt Burckhard 200 km statt 16. Weiter geht’s…
Vollgesogen Sissi nach der OP