Die Tierschützer sind bundesweit unterwegs. Am Dienstag wurden im Wollepark Tiere kostenlos medizinisch versorgt.
American-Staffordshire-Terrier Charly ist aufgeregt. Ihm steht Großes bevor, ein im wahrsten Sinne des Wortes einschneidendes Erlebnis. Der Rüde scheint das zu spüren. Aufgeregt zieht an seiner Leine, dreht den Kopf und läuft hin und her. Sein Herrchen Christian Wagner ist am Dienstagnachmittag mit ihm in die mobile Tierklinik des Vereins Tierwork gekommen, die im Nachbarschaftsbüro Wollepark zu Gast ist. Hier soll Charly kastriert werden.
Die mobile Tierklinik ist etwas Besonderes: Sie bietet ihre Dienste kostenlos bedürftigen Tierhaltern an. Alle Beteiligten, angefangen bei Tierärztin Corinna Mick, ihren Helfer Nadine Strate und Dennis Dübel, bis zu Projektkoordinatorin Monika Schlingelhof, engagieren sich ehrenamtlich für den Verein Tierwork aus Jesteburg bei Hamburg und sind bundesweit unterwegs. Nur so ist es Corinna Mick möglich, auch finanzschwächeren Tierbesitzern zu helfen. Als Tierärztin ist sie sonst an die gesetzlich festgeschriebene Gebührenordnung gebunden und darf nicht kostenlos arbeiten. Aus Erfahrung weiß sie jedoch, dass sich viele Tierhalter teure Eingriffe, wie Kastrationen, nicht leisten können. Im Fall von Charly, der jetzt in Narkose vor ihr auf dem Operationstisch liegt, hätte der Eingriff „locker zwischen 240 und 300 Euro“ gekostet. Geld, dass sein Herrchen nicht übrig hat. Christian Wagner ist deshalb von der Aktion im Wollepark begeistert. „Es ist toll, dass endlich mal jemand die Initiative ergreift. Bei den Tierärzten in Delmenhorst ist es eine Katastrophe, die nehmen wirklich Höchstsätze. Wie soll man das als Hartz-IV-Mensch bezahlen“, sagt er.
Die Mitarbeiter des Nachbarschaftsbüros um Natascha Wiemann haben die Aktion vorbereitet. Sie haben Tierhalter angesprochen, eine Liste von potenziellen Patienten zusammengestellt und an den Verein Tierwork weiter gegeben. Aus dieser Liste haben die Helfer die dringendsten Fälle herausgesucht. An diesem Tag sind es etwa 15 Hunde und Katzen. die nun umsonst untersucht, geimpft und behandelt werden. Die Anfrage, dass wissen die Helfer jedoch, war viel größer, obwohl sich viele Besitzer scheuen, ihre finanzielle Lage einzugestehen. Deshalb hofft der Verein auch auf Unterstützung: „Natürlich wäre es schön, wenn wir ortsansässige Tierärzte gewinnen könnten, sich einmal in der Woche ehrenamtlich für uns zu engagieren“, sagt Monika Schlingelhof.
NWZ Online: Bild + Text von Anna Maria Weiss