Einstein

Du, mein geliebter Kater, bist in dieser Rubrik, um dich zu ehren. Vor sechzehn Jahren haben wir dich aus einer maunzenden Mülltonne gezogen, röchelnd und so krank, dass der Tierarzt sagte: „Hängen Sie ihr Herz nicht dran. Diese Lungenentzündung überlebt der nicht.“ Du warst so groß wie ein Vogel, ich trug dich im Schal an meiner Brust und atmete dich an, um dir Wärme zu geben. Bis zuletzt hast du darauf reagiert, deine Augen geschlossen und leise geschnurrt.
Später zeigte ich dir, wie du deine Krallen am Baum wetzen kannst, weil es keine Mutter gab, die das tat. Vieles hast du uns abgeschaut, du kluger Kerl!

Die Lücke, die du hinterlässt, geliebter Einstein, wird sich nie schließen, nichts wird mehr wie vorher sein. Du kamst mit uns von Spanien nach Deutschland, hast alle Umzüge mit gemacht, warst der Überlebende einer langen Reihe uns begleitender Tiere, ein Respektwesen, das nun auch den anderen Vierbeinern fehlt. Wenn du bei deinem Mensch-Mann lagst und seine Augen küsstest, jeder Tier-Karawane überall hin folgtest, im Arm eines geretteten Jagdhundes schliefst, konntest du uns sogar in den tiefsten Tiefen ein Lächeln entlocken. Du wurdest ein einzigartiger Kater, Chef aller Katzen, king of cats, Professor Felidae.
Das Leben ohne dich wird ein völlig anderes sein.
Du hast unsere jungen Kater liebkost, ohne dir was zu vergeben, warst ein Gourmet, der bereitwillig abgab, und lange bedrängtest du eine abweisende „Verlobte“, eine Kätzin, der du alles gestattet hast. Ein Paar wurdet ihr nie, aber dicke Freunde.

Jede Sekunde erwarten wir dich hinter einem Sessel, hören deine ganz eigenen Laute und leiden, wenn uns die Endgültigkeit des Abschieds klar wird. Doch eines ist gewiss: Du hattest ein wunderbares Leben und wir freuen uns, dass wir es waren, die du aus der Mülltonne angemaunzt hast. Danke, Einstein, für jede einzelne Minute mit dir. Deine Mensch-Tier-Familie.