von Alida Gundlach
Ob Pandemie, neue Regierung oder viele tierische Erlebnisse … es gab reichlich Stoff für einen Newsletter; doch dann kam Putin. Er, nicht ganz Russland! Das löste einen Wust an starken Gefühlen und schrecklichen Erinnerungen aus. Die Welt hält den Atem an, verabschiedet sich tief getroffen von der Friedenssicherheit in Europa und beschließt Maßnahmen. Ein Rückblick auf alte, schlimme Zeiten.
Und wir tierworker? Himmel, die Ukraine! Als ob es gestern war. Dabei ist mein schockierendes Schlüsselerlebnis genau 10 Jahre her. Damals wurden „Streuner“ auf bestialische Weise in fahr- baren Krematorien getötet, um sich auf die Fußball-EM vorzubereiten und die Touristen mit hundefreien, „sauberen“ Straßen zu empfangen. Was ich sah, roch und hörte, ist unauslöschlich eingebrannt und hat zur Gründung des tierwork e.V. geführt. Ich hatte dort so viel falschen Tierschutz erlebt, dass ich es anders machen wollte. Und dafür brauchte ich mehr als mich allein.
Ich war ja eine Fernsehmoderatorin, eine Journalistin mit Netzwerk und einigem Einfluss – also bat ich voller Hoffnung von der UEFA über Klitschko und Botschafter bis Schröder alle mir bekannten, mit Russland vertrauten Prominenten um Unterstützung. Vergebens!
Danach kämpften wir lange mit ukrainischen Tierfreunden um den Aufbau eines Tierheims in Charkiw (nach Kiew die größte Stadt des Landes), denn in der gesamten Region gab‘s keine einzige Hilfsmöglichkeit für Vierbeiner. Stattdessen wurden Streuner abgeknallt, mit Benzin übergossen, erhängt; Katzen verhungerten. Tieren konnte es kaum dreckiger gehen als dort. Der damalige Bürgermeister verhinderte jeden Einsatz, sodass auch unsere ukrainischen Partner bald aufgaben, und wir uns damit begnügen mussten,wenigstens hin und wieder völlig verwahrloste, ängstliche Hunde rauszuholen. (Auf dem Foto ist ein Hundetötungslager in der Ukraine).
In diesen schweren Tagen versucht eine verzweifelte, panische Menschenschlange, sich aus der Ukraine in Nachbarländer zu retten. Ein Tierheim ließ die jaulenden Tiere unversorgt zurück, andere haben ihre Insassen auf die Straße geschickt. Von allen Seiten bittet man uns um Hilfe. Aber wie für diese Masse an Not? Doch manche Familie will ihr Haustier beschützen … und da versuchen wir nun alles, fahren an die polnische Grenze, nehmen Hunde in Pflege, bis es eine neue Chance für sie gibt.
Eine irre Welt, an der die unschuldigen Tiere mal wieder den geringsten Anteil haben. Auch sie sind jetzt verschreckte Opfer, die wir nicht im Stich lassen dürfen.
Wer Menschen oder Hunde bei sich aufnehmen kann, wer bereit ist, an den Grenzübergängen beim Transport mitzuhelfen oder andere gute Ideen hat, ist uns herzlich willkommen. Die Kriegsflüchtlinge, ob 2- oder 4-beinig, brauchen uns.