Zeit zur Eingewöhnung haben wir unserem Schafbock Maxi nun wirklich gegeben. Seit Wochen ist er bei Maike und ihren Schafdamen, also konnte ein Wiedersehen endlich stattfinden.
Auf der Fahrt saß ich neben Burckhard und spürte deutlich meinen Herzschlag, obwohl wir uns gut unterhielten. Aufgeregt? Wahrscheinlich schon, denn noch immer überraschte es mich, ihn nicht jeden Tag wie gewohnt zu sehen oder spannende Aktionen für ihn vorzubereiten, nachdem seine Partnerin, unsere Mimi, durch das Hochwasser starb.
Maike lebt im Elbauetal wundervoll idyllisch mit ihren Pferden und Schafen, die auch das heftige Sturmwetter nicht davon abhielt, weit draußen zu weiden. Zuerst begrüßten wir die netten Pferde, die sich streicheln ließen, schielten zu Maxi und waren gespannt auf seine Reaktion. Bestimmt würde er auf mich zulaufen. Mit meinem ollen „Schafmantel“, an den er früher immer seinen Kopf gedrückt hat, die Taschen gefüllt mit mundgerechten Karotten und Äpfeln, ging ich auf die Schafgruppe zu… und Maxi versteckte sich hinter den Mädels. Ich rief seinen Namen, dem er stets gefolgt war… nichts! Als ich mich mit den Leckerli näherte, floh er in seit Jahren nie erlebtem Tempo an mir vorbei Richtung Stall. Die uns fremden Damen zeigten sich zutraulicher als „unser“ Schaf. Okay, dachte ich, der Stall gibt ihm Sicherheit, da wird er sich dann wie früher freuen und gern alles aus meiner Hand schlecken. Doch kurzum: Maxi wollte nichts mehr von uns wissen. Auch nicht vom Futter.
Was mir durch den Kopf ging, kann ich nicht genau schildern, aber es wechselte von „Verräter, undankbares Geschöpf“ bis „was ist denn bloß passiert?“ Burckhard grinste nur und meinte:
„Der Junge ist hier angekommen, liebt seine neue, lang vermisste Herde und hat Angst, dass wir ihn wieder abholen. Freu dich doch“.
In einem Jahr vielleicht, jetzt jedenfalls nicht!!! Unfassbar. Vor elf Jahren habe ich dem Bengel
das Leben gerettet, ihn aufgepäppelt, genährt, beschäftigt, lieb beschmust… und jetzt läuft er vor mir weg? Wäre ich eine fremde Beobachterin der Szene, hätte ich den Verdacht, dem armen Kerl sei es nur dreckig gegangen und er nun froh, dem Elend entkommen zu sein.
Burckhard und die liebe, hilfsbereite Maike trösten mich; ich tue so, als wären sie damit erfolgreich und verabschiede mich mit einem schmerzhaften Stich im Herzen.
Der Alltag ist knüppelvoll, lenkt fordernd ab; umfangreiche Rettungs- und Kastrations-Aktionen;
Leben und Tod spürbar; das neue Computersystem bringt uns zum Wahnsinn; Änderungen machen erstmal nur Arbeit, bevor sie uns entlasten; es kommen viele tolle Nachrichten unserer Hundefamilien, auch Besuch – und dauernd gäbe es was zu berichten. Doch das muss warten.
Verunsicherte Grüße von Alida (übrigens der ganz hinten auf dem Foto ist Maxi…)