SAIDEE

Der Abschied von Dir fällt mir besonders schwer, dabei bist Du unerwartete 16 Jahre alt geworden.        Oft  habe ich besorgt nach Dir gefragt und freudig gestaunt, wie gut es Dir gesundheitlich ging. Saidee klingt ein wenig wie Seide, was auch gut gepasst hätte, dabei ist es ein Dialektwort für „treu“. Und das passt noch besser.

2012 sah ich Dich unten auf diesem Foto zum ersten Mal: Unter einer dicken Schneedecke im rumänischen Notlager mit vielen anderen leidenden Hunden. Ich habe mich sofort in Dich verliebt. Du warst so schön, so freundlich … einfach perfekt. Damals musste ich 24 Hunde auf einmal vor dem Verhungern und Erfrieren retten und es war schwer, für alle die richtigen Menschen zu finden. Du kamst zu einer Frau mit Sohn in Elbnähe, der ich 1000 Hinweise für Dich mitgab. Bei meinen Besuchen machte ich sie auf Mängel aufmerksam, denn Du bekamst keine Förderung, zu viel Futter und zu wenig Bewegung, wurdest scheuer statt offener und warst oft allein. Es gab Mahnungen, Anwälte und Besserungs-Zusagen. Wir spannten den Sohn mit ein und alles entwickelte sich etwas positiver.

Dein Frauchen wurde früh krank, dement, und – bis das Ausmaß klar war – musstest Du ihren Weg in die Dunkelheit mitgehen. Ich fand Dich dann auch versteckt unterm Tisch, geschlossene Fenster, kaum Licht und brauchte lange, Dich wieder anfassen zu dürfen. Der Sohn übernahm Dich, und nun warst Du die Hüterin von Haus und Hof, streuntest herum und hattest Deine Freiheit.

Trotzdem werde ich immer eine tiefe Traurigkeit behalten, weil ich Dir, meiner zauberhaften Saidee, kein besseres Leben schenken konnte. Einziger Trost: Du wurdest geliebt, versorgt und musstest nicht mehr ums Überleben kämpfen.

Ich werde Dir immer nah sein,
Deine Alida

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