HANNA

Du und ich, liebe HANNA, haben im spanischen Refugio auf der Erde gelegen und herumgetollt. Du oft über mir, aber niemals habe ich mich bedroht gefühlt – trotz Deiner Kraft und Größe. Weißt Du, ich fand immer, dass es eine schöne, sensible und kluge Schäferhündin wie Du hätte besser treffen können. Doch Du musstest 5 Jahre lang viel einstecken. Nach einem harten Leben kamst Du in eine spanische Tötungsstation und warst am Boden zerstört. Ängstlich, nervös, unkastriert, schmutzig und elend holte ich Dich da raus und brachte Dich in unseren Schutzhof, wo wir Dich nicht nur medizinisch betreuten, sondern auch mit Dir arbeiteten. In dieser Zeit war ich oft mit Dir zusammen und hoffte auf Deine gute Zukunft in Deutschland.

Gisela aus NRW wollte Dich adoptieren, rückte mit einem Wohnmobil an und lernte Dich 3 Tage lang kennen. Das gefiel uns und wir vertrauten Dich ihr an. Ich habe Euch danach in Wesslingen besucht, freute mich über euch als Team, doch beim letzten Mal (2019) sah ich eine Veränderung. Du warst unsicher, wieder so nervös wie am Anfang, Gisela wirkte fahrig, sprach von Problemen, die sie bald im Griff hätte. Danach Funkstille! Wir schrieben, mailten, riefen an … nichts. Als es dann endlich am Telefon klappte, schimpfte Gisela auch auf Dich und redete wirres Zeug. Das machte uns große Sorge. Unserem Einschreiben folgte der Anruf einer bisher nie erwähnten Tochter, die von der Demenz ihrer Mutter berichtete UND von Deinem Tod. Wir konnten es nicht fassen: Du lebtest schon nicht mehr, als wir Gisela zu erreichen versuchten. Die Tochter hatte keinen Kontakt zu ihrer Mutter, kannte Dich nicht und wusste auch nicht, woran Du verstorben warst. Für mich ist das eine schrecklich traurige Feststellung.

Meine liebe HANNA, ich muss mich hier von Dir verabschieden und mich damit trösten, dass es Dir die Zeit gut ging, in der ich Dich besucht habe. Hoffentlich hast Du Dein letztes Lebensjahr nicht erneut leiden müssen…

Es gilt doppelt: Ruhe in Frieden, mein liebes, großes Mädchen.