GUSTAV
Meine Trauer ist groß, liebster Gustav, denn für Dich hatte ich so viele Wünsche. Nicht nur, weil Du ein Hund warst, den man sofort ins Herz schließt … nein, Du brauchtest mich nur anzusehen und ich konnte tief in Dich hineinblicken: Zugewandt, lieb, verträglich und bloß kein Streit. Gerade, weil Du Dich anpassen und es jedem recht machen wolltest, habe ich Dir nur das Beste gewünscht. Vor allem war das Nuschka, aber schon das klappte nicht.
Ihr beide habt gemeinsam Schreckliches erlebt, hungernd und elend in den Trümmern der Ukraine gehockt, bis ich euch endlich in den Arm nahm, durch 2 weitere Länder schleppen musste, dann aber bei uns mit allem versorgen konnte, was ihr brauchtet. Optimistisch suchte ich eine Familie für euch zusammen, doch Nuschka fand so liebe Menschen mit einem großartigen Rüden, dass kein Nein möglich war. Ja, und Du wunderbarster Gustav von allen, bliebst nun ohne Nuschka zurück, dafür in unserem Schutzhof-Rudel. Natürlich hofften wir auf einen ähnlichen Glücksfall, denn so ein sanfter Charmeur wie Du im besten Alter von 5 Jahren sollte doch Liebhaber finden. Bei einem Paar sah es danach aus. Er zu Hause, sie noch zwei Jahre im Beruf. Doch leider wurde alles schwierig. Schon bald erschreckte uns Deine erste OP, weil Du auf der Straße einen „Fremdkörper“ gefressen hattest, bei Besuchen deutete einiges auf Demenz des Mannes hin, wurde aber mit „Schusseligkeit“ erklärt. Doch kurz darauf kam der Erkrankte ins Heim, es folgte der Umzug in eine Wohnung. Mühsam mussten wir das erforschen, alles nachfragen, und die Sorge um Dich nahm zu. Dann kam die Mail zu Deinem Tod. Nur 3 Jahre durftest Du hier leben, lieber Gustav, und ich träume davon, dass es trotz mancher Hürde drei gute Jahre waren. Mein einzigartiger, tapferer Junge, ruhe nun in Frieden, den Deine Heimat immer noch nicht hat. Bei uns bleibst Du ewig lebendig.
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