von Alida Gundlach
Ich bin eine leidgeprüfte Halbitalienerin mit einer phantastisch vielfältigen Vergangenheit, zu der weit umfassende Liebe gehört – mein Lebenselixier. Aber auch eine intensive Gefühlswelt wie Trauer, Freude, Empörung. Stark gegen schwach hat mich schon als Kind auf die Barrikaden getrieben. Unabhängig von Sympathien. In der Klasse habe ich mich für eine zickige Neue gekloppt, die wegen ihres Dialekts schwer untergebuttert wurde. Heute muss ich mich bremsen, um selbstgefällige Hunde-Experten zu ertragen. Tierquäler und Tiermörder darf ich sowieso nicht angreifen … es wäre nur zum Schaden ihrer Gefangenen, also muss ich etwas leisten, das mir als Begabung fehlt: Schauspielern. Distanzierte Höflichkeit statt Knüppel-auf-Kopp kostet mich so viel Kraft, dass ich nach Einsätzen noch erschöpfter zurückbleibe. Tatsächlich hat mich mein ererbtes und erzogenes Gefühl für Gerechtigkeit schon immer mehr belastet als beglückt. Und dann Tierschutz? Ja stimmt, der stört! Doch meistens macht er mich glücklich, ist sinnvoll und befriedigend.
Wer lebt schon ausschließlich im Licht?
Wenn ich die aus der Hölle geretteten Tiere sehe, ist es pure Wonne. Meine bald 2000 befreiten, lebensfrohen Vierbeiner zeigen mir immer, was ich erreicht habe. Sie waren/sind am Leben, geliebt, frei, beschützt. Gibt’s Schöneres? Zudem ist mein erfüllter Alltag das beste Anti-Aging-Mittel, denn mein Kopf und mein Körper wissen nichts von Zahlen. Nach wie vor bin ich unterwegs aktiv: In Tötungsstationen, üblen Tier-Lagern, bei Kastrationsaktionen, Rettungseinsätzen, aber auch zu Besuch überall dort, wo „meine Hunde“ nun leben. Mit den meisten Familien bleiben wir im Kontakt und nehmen gegenseitig Anteil am Geschehen.
Planung bringt gar nichts, wird trotzdem gemacht.
Nach schwieriger Vorbereitung erwarten wir die inzwischen behandelten und mit endlosen Behörden-Auflagen versehenen Hunde aus der Türkei, die dann eine fast 50-stündige Transport-Tortur hinter sich haben. Tapfere Geschöpfe! Danke für die mühsame Organisation an Nese und ihre HelferInnen.
Die Suche nach Tierärzten geht weiter, denn der nächste Türkei-Einsatz für verletzt geborgene Vierbeiner plus Kastrationsaktion steht bevor. Ich habe eine lange Reihe mir bekannter Menschen (viele Tierärzte) gefragt und hoffe auf ein paar positive Antworten. Auch Freundinnen waren aktiv und initiativ, Sabine hat sogar Anzeigen geschaltet. DANKE! Langsam packe ich schon mal den kleinen Trolley für den Aufenthalt in Köln beim WDR, wo ich unsere Hunde und einen meiner Patenhunde vorstelle. Auf das Wiedersehen mit allen dort freue ich mich sehr.
Parallel arbeiten Burckhard und ich an der Hilfe für Spanien, Slowenien und Albanien, um Tiere aus der Gluthitze ihrer Betonzwinger raus- und Sachspenden reinzukriegen. Durch diverse Hindernisse ist das schwierig, aber leicht kann schließlich jeder.