Seit dem 24. Februar 2022
herrscht Krieg in der Ukraine.
Erschüttert und ohnmächtig müssen wir zuschauen, wie geltendes Völker- recht in diesem Angriffskrieg verletzt wird. Wir sehen das große Leid der Menschen, der Tiere und blicken auf zerstörte Städte.
Seit 4 Wochen hocken Zigtausende UkrainerInnen in U-Bahn-Schächten oder Kellern fest: Alte, Junge, Kinder, Tiere, Verletzte, die frieren, hungern, weinen. Draußen patrouillieren Russen, donnern Bomben. Eben hatten sie noch ein normales Leben und nun alles verloren: ihr Zuhause, ihre Arbeit, oft auch ihre Familie. Außer den Kleidern am Leib, Pass und Handy blieb ihnen nichts. Keine Sicherheit, keine Perspektive! Selbst wenn Sanktionen, Verhand- lungen oder Drohungen zu einem Abzug der Russen führen, werden bis dahin auf beiden Seiten Lebewesen verletzt, dauerhaft versehrt, obdachlos oder getötet. Städte liegen in Schutt und Asche, Infrastruktur und Wirtschaft sind ruiniert. Weil EIN Mensch krankhafte Machtgelüste hat, einer, der von Politikern hofiert wurde und durch deren Aufträge seine Bomben finanziert.
Was für ein Wahnsinn!
Das alles ist kaum auszuhalten und wir helfen den Schutzsuchenden, so gut wir können.
Unsere Herzen sind schwer, denn jetzt tragen wir auch die Trauer der Flüchtlinge mit, die wir bei uns und unseren Freunden untergebracht haben. Anna aus Kiew kam nach dreitägiger Flucht mit ihrer 12jährigen Tochter, Hund Basko und einer aufgelesenen Katze über die Grenze in unsere Obhut. Verstört, traumatisiert – Mensch und Tier. Gestern erfuhr Anna, dass ihr 19jähriger Sohn erschossen wurde. Er hat an der NMAU in Kiew Musik studiert. Ihren Mann und ihren Vater kann sie seit Tagen nicht erreichen. Wie soll man mit dieser Verzweiflung, dieser Trauer umgehen? Mit unserer Hilflosigkeit, sie zu trösten? Und sie gleichzeitig daran hindern, in ihrer tiefen Dunkelheit eine Entscheidung zu treffen? Anna will ihre Lieben hier „in Pflege geben“ und zurück ins Kriegs- gebiet, sich vom Sohn verabschieden. Sie macht sich Vorwürfe, ihre 3 Männer „allein gelassen“ zu haben, nur weil alle wollten, dass sie und ihre Tochter „in Sicherheit“ sind. Wir haben tiefstes Mitgefühl, aber am meisten helfen ihr nun ihre ukrainischen Landsleute, die ihr und ihrer Tochter alles an Zuwendung geben. Wir kümmern uns um die völlig verunsicherten Tiere, die genau wissen, dass ihre Welt auf dem Kopf steht.
Alesja, ihre Mutter und ihr 3jähriger Sohn Borys fanden in Trümmern eine Hündin mit zerfetztem Bein, halb tot und völlig verängstigt. Sie packten sie in die Kinderkarre neben Borys – so gut es eben ging – und trugen den Jungen oft auf dem Rücken. In Polen brachten sie die Hündin zum Tierarzt; ein Glück, dass wir gleich an der Grenze davon erfuhren. Mit seelischem Schaden, hohem Blutverlust und einem amputierten Bein haben wir die Kleine übernommen, werden sie und 2 andere tierische Kriegsopfer hier aufpäppeln, behandeln, für alle Prothesen anfertigen lassen und auf ein liebevolles Zuhause hoffen.