Wieder hat eine sehr engagierte Tierschutz-Partnerin aufgegeben. Solche Entscheidungen nehmen zu, und alle Versuche zur Umstimmung bleiben vergebens. In langen Briefen hat man uns die Gründe und das Bedauern erklärt – immer konnten wir es nachvollziehen, auch wenn wir denken, dass man den Tieren zuliebe weitermachen muss. Trotz allem! Doch irgendwann ist wohl die Schmerzgrenze überschritten.
Jeder von uns, der das Grauen gesehen hat, in dem Tiere überall dahinvegetieren, die Misshandlungen, denen sie ausgesetzt sind und
die qualvollen Tötungen; jeder von uns, der sich vor Ort engagiert, um das Leid wenigstens etwas zu lindern, wird ein anderer Mensch. Zwangsläufig! Unser Wissen ist die Motivation zum Weitermachen, doch auch Erfolge sind nötig als Lohn der Angst und Mühe: Die richtigen Menschen zum passenden Vierbeiner, Anerkennung und Verständnis, gute Vorbereitung auf ein neues Lebewesen, echte Empathie. Denn unsere Arbeit ist belastend, fordert große Opfer, braucht mentale und körperliche Kraft, Durchhaltevermögen und – natürlich – Geld. Wir müssen unsere mühsam befreiten Schützlinge glücklich sehen, um die schweren Schritte immer wieder neu gehen zu können.
Wenn wir dann überwiegend Menschen treffen, die uns ohne Tierschutz nie begegnet wären, Sätze hören wie „ich hatte immer Hunde und brauche keine Tipps“, „alle möchten Hund bei mir sein“ oder „wenn ich ein Tier habe, gebe ich es nie mehr her“, doch immer öfter das Gegenteil dieser vollmundigen Sprüche erleben, ja, dann denkt man schon ans Hinschmeißen.
Bei allen frustrierten Tierschützern waren es die Menschen, die sie aufgeben ließen. Jedes Opfer hatten sie für die Tiere auf sich genommen, aber den herz- und verantwortungslosen Leuten, die sich selbst inszenieren, waren sie nicht mehr gewachsen. Nicht den frechen Lügen, nicht den falschen Ansprüchen.
Menschen, die ihren alten Kater oder Hund entsorgen, hoch Betagte, die einen Welpen wollen, egal, was später aus ihm wird. Menschen, die nach reichlich Eigenlob ein verstörtes Tier beim kleinsten Problem „zurückgeben“ wie eine defekte Maschine, ohne Gefühl dafür, was sie in der verletzten Seele anrichten. Andere, die Abmachungen ignorieren, ihr Tier fett füttern und weitere lebensverkürzende Fehler einfach so geschehen lassen.
Oder die als Tierschützer getarnten Händler, die an der „Ware Hund“ gut verdienen und skrupellos alle Leute „bedienen“, denen wir im Interesse eines fühlenden Tieres absagen.
Die deprimierende Liste ist lang und erschreckend, denn man kann nichts „aufs böse Ausland“ schieben. Es sind unsere Landsleute, unsere Mitbewohner, denen wir aufgrund ihrer Darstellung einen Vertrauensvorschuss schenken und die uns TierRETTER in bittere Selbstzweifel stürzen. Warum haben wir das nicht durchschaut? Wieso hat unser Warnsystem nicht funktioniert? Muss darum nun ein befreiter Hund auch hier weiterleiden? Am Ende ist das Fazit bei manchen dann der Rückzug in ein Leben als Tierfreund, aber nicht mehr als aktiver Tierschützer oder Vereinsleiter. Was für ein trauriger Verlust, denn in unserer Liga engagieren sich ohnehin viel zu wenige ernsthaft.