Seit Tagen bekommen wir Hilferufe aus Russland. Immer mehr Bürger werden dort bedroht und wollen weg. Ein älteres Ehepaar sah bei Friedens- demos brutale „Verhaftungen“, musste dabei selbst vor der Polizei fliehen und entschloss sich weinend, im Alter nochmal eine neue Heimat
zu finden. Aber wo?
Ein deutsch-russischer Großvater bat uns, die geliebten Katzen seiner verzweifelten Enkelin raus zu holen, die man zwang, ihre Tiere trotz Flugbuchung zurückzulassen. Zwei junge Brüder möchten Deutsch lernen, ihre Ausbildung bei uns machen und suchen eine Startrampe, während Putin inhaftiert, bombt und tötet…
Unser Alltag geht trotzdem weiter. Die Schutzhof-Tiere brauchen Versorgung und Zuwendung, unabhängig vom Weltgeschehen. Doch auch da hat‘s uns gebeutelt, denn nacheinander wurden alle 5 HelferInnen krank. 2 Ungeimpfte liegen mit Covid lebensbedroht im Krankenhaus, andere fallen durch Omikron aus. Und nun ist auch noch unser Büro verwaist – Ende offen. Wir selbst sind vom Einsatz angeschlagen, tun aber nun zu Dritt, was wir können; mit viel Arbeit, wenig Schlaf. Dazu tragen auch die verängstigten Augen „unserer“ Flüchtlinge bei, ihr Zustand, ihre Geschichten … eine schwere, düstere Wolkendecke. Doch wie immer gibt es Kraftquellen durch schöne Erfolgserlebnisse, auflebende Tiere, empathische Begegnungen und unser Basiswissen über Sinnhaftigkeit.
Bei Katastrophen aller Art finden sich Parasiten aller Art. Menschenhändler locken erschöpfte, verstörte Frauen und Kinder mit tollen Angeboten. Kriminelle nutzen die gemäßigten Aufnahmeregeln, um sich als Flüchtling auszugeben. Diebe und Betrüger haben Hochkonjunktur. Manche Tierorganisation wirbt jetzt damit, Hunde „von überall“ zu adoptieren, um Plätze für ukrainische Tiere frei zu machen. Auch das sollte man skeptisch betrachten. Aber wie wir alle wissen, liegen Gut und Böse beieinander.
Wir erleben eine beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft: Transporte, Wohnraum, Berge von Sachspenden, jede Form der Unterstützung, ein Riesengefühl der Gemeinschaft.
Neue Erkenntnis: Viele Flüchtlinge sind ungeimpft, manche stellen sich jetzt als infiziert heraus.
Im grausamen Krieg war das sekundär, aber hier bereitet es Probleme. Schon darum ist die Ankunft über Behörden sicherer; außer der Registrierung wird dort auch sofort getestet. Wir privaten Helfer haben das erst später gemacht, denn uns stand die wahllose „Zuteilung“ im Weg. Wir wollen gezielt denen helfen, die Tiere mitbringen! Bei der Abholung gab‘s sowieso schon viel zu beachten – einige möchten in Polen bleiben, andere in die Nähe von Verwandten, sodass die Unterbringung nie einfach war. Darum empfehlen wir, Wohnraum-Angebote „Mensch MIT Tier“ an die jeweilige Gemeinde zu geben.
Im Moment versuchen „unsere“ Flüchtlingsfamilien mit aller Kraft, ihre Verwandten rauszuholen – immer mehr hungern in U-Bahn-Schächten. Es fehlt an allem und Tausende Zivilisten sterben durch verstärkte Bombardierung. Arno, wo bist Du?