
Ich als Hund weiß mittlerweile Bescheid. Als ich bei meinen Lieblingsmenschen ankam, dämmerte mir noch nicht, dass sie es mal werden sollten. Aber mir war klar, dass die auch wenig Ahnung von mir hatten. Mein toller Riesenvorsprung: Ich konnte überall im Haus und Garten 1000 Spuren lesen. Infos ohne Ende! Hoffnung keimte auf, doch würden die hier überhaupt bedenken, dass ich kein NEUER, sondern ein ANDERER Hund bin? Was haben die mir tagelang mit „Hinweisen“ die Ohren vollgesülzt und Grimassen geschnitten. Also tat ich mal so, als würde ich sie verstehen. Schließlich habe ich Persönlichkeit! Wenn ich rein zufällig wirklich mal ein Wort oder eine Geste kapierte, hielten die mich auch noch für besonders klug, als wäre ich ein Kleinkind von denen, das mit 2 Jahren „schon“ Papa sagen kann – ab aufs Privatgymnasium.
Doch langsam merken sie, dass ich jeden Tag Neues und mehr erfassen kann als deren hochbegabter Sprössling. Immer häufiger trauen sie mir was zu; trotzdem noch viel zu wenig, sonst würde ich nicht täglich langweiliges Zeug hören müssen wie „süß, sitz, nein, ei… Schätzchen, Platz“.
Am besten begreife ich sie, wenn sie ihre fremden Laute mit einer putzigen Handbewegung verbinden. Arme auf und vor die Brust schlagen, dann komme ich. Oder als ob sie den Fetzen runterreißen, der vor den Fenstern hängt. Das soll Lob sein. Dazu sagen sie „fein“. Halten sie eine Hand offen hoch, ist was verboten. Auch gut. Ich will es ihnen mal nachsehen, denn meine top-Strömungen und Gerüche nehmen ja nur Gutes wahr.
Auf jeden Fall geben sie sich Mühe, und wenn ich Hände hätte wie diese seltsamen Zweibeiner, würde ich ihnen auch mal übern Kopf oder unters Kinn streicheln (Bauch ist auch nicht schlecht).
Was mir allerdings bei dieser neuen, hoffnungsfrohen Verbindung fehlt, ist eine „Kumpelin“. Na ja, darf auch ein Kumpel sein. Von mir aus sogar eine von diesen komischen Katzen, eine Schildkröte (selbst wenn die nichts apportieren kann), ein Schweinchen (die sind wenigstens so intelligent wie ich, hm, fast…).
Ich finde es nämlich abscheulich, wenn die mich einfach so in ihrer „Bruchbude“ allein lassen. Dabei denken die noch, dass ich mich wie irre freue, wenn sie heimkommen. Okay, tu ich auch, doch die Zeit dazwischen ist endlos langweilig, anstrengend und beängstigend, weil ich ja nicht weiß, ob ich schon wieder verlassen zurückbleibe. Keine Lauer, auf der ich nicht liege! Inzwischen habe ich zwar gelernt, dass ich mich auf meine Menschen verlassen kann, aber das macht Alleinsein kaum leichter. Also los: Auf zum Zweithund!
Da wären zum Beispiel:
???